Portrait Nina Althof - Schulaerztin

Als ich vor bald zweieinhalb Jahren angefangen habe, an der Rudolf Steiner Schule mit einer Kollegin im Tandem als Schulärztin zu arbeiten, hatte ich davon noch keine so genaue Vorstellung. Heute möchte ich es nicht mehr missen, es ist eine ausgesprochen vielfältige und erfüllende Tätigkeit.

Die Idee von Rudolf Steiner war seinerzeit, dass Schulärzt:innen die Lehrer:innen dabei unterstützt, frühzeitig zu erkennen, wenn Schüler:innen besondere Hilfen benötigt. Das ist auch heute noch so. Um das zu leisten, hospitieren wir regelmäßig in den Klassen, nehmen an pädagogischen Konferenzen teil und arbeiten mit den Förderlehrer:innen und Heileurythmist:innen zusammen. So lernen wir die Klassen wirklich gut kennen und können den Lehrenden und Schülerinnen und Schüler unterstützend zur Seite stehen. Manchmal kann ich selber unmittelbar weiterhelfen mit Gesprächen, Anwendungen oder anthroposophischen Arzneimitteln. Wenn es um entwicklungsdiagnostische Fragen geht, kommt mir meine Zeit in einer Kinderarztpraxis sehr zu Gute. Vieles besprechen wir im Therapiekreis. Für diese Zusammenarbeit mit meinen Kolleg:innen bin ich sehr dankbar, denn es ist ein sehr lebendiger und fruchtbarer Austausch. Aber auch ein gutes Netzwerk ist oftmals nötig, wenn weitere Therapien oder Fördermöglichkeiten von extern gebraucht werden.

An der Aufnahme der Kinder an die Schule sind wir mit einer ärztlichen Untersuchung beteiligt, und so kenne ich auch schon bald die dritte Klasse von Anfang an. Dieses Mitwachsen mit der Klasse ist wirklich etwas Besonderes, Anrührendes und eröffnet immer wieder einen neuen Blick.
Wichtig ist mir aber auch, dass uns alle Lehrer:innen, Mitarbeiter:innen, Eltern und Schüler:innen zu unseren Sprechzeiten im Schularztzimmer aufsuchen können. Das ist noch mal ein geschützter Raum, wo alles vom aufgeschlagenen Knie bis hin zu einer großen Not besprochen werden kann. Immerhin verbringen unsere Kinder einen Großteil ihrer Lebenszeit in der Schule und die heutige Zeit ist für alle Menschen sehr herausfordernd.

Daneben gibt es noch so einiges mehr, wie die Organisation von Erste-Hilfe-Kursen, Betreuung von Klassenfahrten, Besuch von Elternabenden zu medizinischen Themen, Betreuung von Abschlussarbeiten, Mitwirken im Biologie Unterricht, Mitarbeit bei Suchtprävention und Kinderschutz, enge Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit, gute Vorsorge für die Mitarbeitenden - es ist bunt.
So versuche ich im Sinne einer Salutogenese im Schulorganismus zu wirken, und wenn dies gelingt, fühlt es sich so an, als würde man das Herz der Schule hüten.

Nina Althof hat Medizin an der Charité in Berlin studiert. Sie ist in einer internistischen Hausarztpraxis in Schöneberg als Fachärztin für Allgemeinmedizin tätig und seit 2021 Schulärztin an der Rudolf Steiner Schule Berlin. Sie besucht das Ärzteseminar in Havelhöhe zur Weiterbildung als Ärztin für anthroposophische Medizin und ist in Weiterbildung zur Ärztin für Naturheilkunde.