4. Fallkonferenz des "Dialogforums Pluralismus in der Medizin" diskutiert in Berlin verschiedene Ansätze der Diabetologie

Diabetes Typ II ist längst zur Volkskrankheit (manche sprechen auch von einer Volksseuche) geworden: In Deutschland gibt es rund acht Millionen bekannte manifeste Diabetiker, zwei bis drei Millionen unbekannte Diabetiker und geschätzte zehn Millionen Menschen mit Prädiabetes (Vorstufe zum Typ II). Zwar kann die Krankheit mit medikamentöser Therapie sowie entsprechenden Ernährungs- und Bewegungsprogrammen gut kontrolliert werden, doch eine pauschale Lösung gibt es nicht. Immer wieder zeigt sich, dass eine langfristige Behandlung individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten sein muss. Dabei wünschen sich die meisten Patientinnen und Patienten eine integrative Therapie, die die Ansätze der konventionellen Medizin mit Verfahren wie Homöopathie, Anthroposophischer Medizin oder Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) kombiniert.

Wie eine solche integrative diabetologische Therapie aussehen kann, wurde am 9. Juni 2011 in Berlin bei der 4. Fallkonferenz des Dialogforums Pluralismus in der Medizin lebhaft diskutiert. Das Dialogforum Pluralismus in der Medizin wurde im Jahr 2000 von Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, dem ehemaligen Präsidenten der Bundesärztekammer, zusammen mit Vertretern der Komplementärmedizin ins Leben gerufen, um einen lebendigen und kritischen Dialog zwischen den unterschiedlichen Paradigmen der Medizin zu fördern.

Dabei hat es sich besonders bewährt, die verschiedenen Richtungen am konkreten Beispiel zu vergleichen und zu diskutieren. Deshalb führt das Dialogforum in regelmäßigen Abständen medizinische Fallkonferenzen durch. Wie wichtig diese gemeinsame Arbeit am konkreten Beispiel ist, fasst Dr. med. Matthias Girke vom anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin und Mitglied des Initiativkreises im Dialogforum zusammen: "Sobald es um einen konkreten Patienten geht, ist der übliche Systemstreit ganz schnell überwunden. Da eint uns die große Aufgabe, eine Krankheit zu heilen bzw. die Symptome zu linden und die jeweils beste Therapie für den Patienten zu finden. Integrativ bedeutet für uns dabei, eine konzeptbedingte Zusammenarbeit medizinischer Ansätze zu entwickeln."

Beim Thema Diabetes zogen sich folgende Aspekte wie ein roter Faden durch die gesamte Fallkonferenz und schafften viele gegenseitige Berührungspunkte zwischen den verschiedenen Richtungen: Das diabetische Krankheitsbildung bedeutet für den Patienten weit mehr als "nur" eine Störung des Zuckerstoffwechsels, der medikamentös eingestellt werden kann. Gerade beim Typ II Diabetes stehen die Themen Bewegung, Ernährung und Gewichtskontrolle im Vordergrund. Dabei zeigten sich bei der Fallkonferenz viele Gemeinsamkeiten: Empfehlung zu mediterraner Kost, regelmäßige Bewegung, Gewichtsreduktion, Stärkung der Motivation des Patienten, Kontrollieren der begleitenden Beschwerden der oft multi-morbiden Diabetiker sowie Anregungen zu Entspannungstechniken wurden therapieübergreifend vorgeschlagen. Auch über die Insulin-Therapie bei krankhaften Werten war man sich weitgehend einig. Wichtig war allen Richtungen aber auch, die psychische Verfassung und die biografische Situation der Patienten zu berücksichtigen. So haben inzwischen viele Studien gezeigt, dass gerade der Diabetes Typ II häufig mit depressiven Verstimmungen einhergeht.

Offen und teils auch kontrovers wurden darüberhinaus einzelne Vorschläge der verschiedenen Richtungen diskutiert, die eine Diabetes-Therapie ergänzen können: Zum Beispiel empfiehlt die Naturheilkunde Zimt-Extrakte, die Anthroposophische Medizin aus ernährungsmedizinischer Sicht bei Insulinresistenz Hafertage, die Mind-Body Medicine vor allem Empowerment, um die Compliance der Patienten zu fördern, die TCM auch begleitende Akupunktur. Wie auch immer die einzelnen Vorschläge umzusetzen sind, zeigte der Austausch doch deutlich, wie sinnvoll die klassische Diabetologie durch Verfahren der Komplementärmedizin erweitert werden kann. Das Dialogforum zeigt mit seiner Arbeit beispielhaft, wie eine solche Erweiterung bis hin zu einer integrativ ausgerichteten Medizin durch eine gemeinsame "Lernkultur" angeregt werden kann. Das Dialogforum plant, die Fallkonferenzen zukünftig an verschiedenen Standorten durchzuführen.

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