Wussten Sie, dass trotz hoher Investitionen in unser Gesundheitssystem, die Lebenserwartung in Deutschland im europäischen Vergleich niedrig ist? Wir haben uns angeschaut woran das liegt. Auch werfen wir den Blick auf ein Gesetz zur besseren Teilhabe von Menschen mit Assistenzbedarf. Last but not least zeigen wir Ihnen zwei Studien, die verdeutlichen, dass eine längere Kontaktzeit zwischen Ärzt:innen und ihren Patient:innen, eine nachhaltigere Rezeptausstellung mit sich bringt – wer hätte das gedacht!

Die Meldungen

» Niedrigere Lebenserwartung
» Mehr Teilhabe
» Mehr Zeit für Patient:innen

Niedrige Lebenserwartung

alternBerlin, 05. Juni 2023. In Deutschland ist die Lebenserwartung im Vergleich zu anderen Ländern Westeuropas besonders niedrig - das zeigt kürzlich veröffentlichte » Untersuchung. Die Bundesrepublik liegt im Ranking um die Lebenserwartung auf den hinteren Plätzen. Eine wesentliche Ursache für diesen Rückstand ist die erhöhte Zahl von Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Mehr auf Prävention setzen

Dieser Umstand stellt einen Widerspruch zu den hohen Investitionen in die Gesundheitsversorgung dar und sollte als Warnsignal für die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems verstanden werden. Insbesondere die mangelnde Prävention spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Prävention ist ein wichtiger Aspekt der Gesundheitsversorgung, da sie darauf abzielt, Krankheiten vorzubeugen und die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten. Deutschland hat in diesem Bereich jedoch erhebliche Defizite. Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Stress werden nicht ausreichend präventiv angegangen. Es ist daher dringend erforderlich, dass Deutschland seine Bemühungen zur Verbesserung der Prävention verstärkt. Investitionen sollten nicht nur in die Behandlung von Krankheiten fließen, sondern auch in Programme zur Förderung eines gesunden Lebensstils, zur Früherkennung von Krankheiten und zur Gesundheitserziehung. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitssystem, allen relevanten Politikbereichen auf Bundes- Landes- und kommunaler Ebene ist dringend nötig, um gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

Mehr Teilhabe

teilhabeBerlin, 05. Juni 2023. Menschen mit Behinderungen sollen mehr Chancen auf reguläre Jobs haben. Einem entsprechenden Gesetz zur Förderung des inklusiven Arbeitsmarktes stimmte der Bundesrat zu. Inklusion am Arbeitsmarkt ist nicht nur eine Frage der sozialen Teilhabe und Gerechtigkeit, sondern in Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel schlicht auch eine Frage der ökonomischen Vernunft.
Schon bisher waren Arbeitgeber verpflichtet, mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Diese Regelung galt für Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen.

Die Entscheidung des Bundesrates ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Teilhabe und Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Sie schafft Anreize für Arbeitgeber, vermehrt Menschen mit Behinderungen einzustellen und ihre Arbeitsplätze inklusiver zu gestalten. Durch die höhere Ausgleichsabgabe werden Unternehmen stärker dazu motiviert, sich aktiv für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen einzusetzen.

Vorteile für beide Seiten

Der inklusive Arbeitsmarkt bietet zahlreiche Vorteile sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Menschen mit Behinderungen selbst. Unternehmen profitieren von einem größeren Talentpool und vielfältigen Perspektiven. Menschen mit Behinderungen erhalten die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Potenziale in regulären Arbeitsverhältnissen einzubringen und finanziell unabhängig zu sein – das fördert einen respektvollen Umgang und auch die gesellschaftliche Akzeptanz.

Vielfalt leben

Menschen mit Behinderungen sind genauso vielfältig wie Menschen ohne Behinderungen. Sie bringen unterschiedliche Kompetenzen, Erfahrungen und Qualifikationen mit sich. Daher ist es von großer Bedeutung, Barrieren abzubauen und individuelle Unterstützung anzubieten, um eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Das Gesetz zur Förderung des inklusiven Arbeitsmarktes ist daher ein positives Signal für eine inklusive Gesellschaft. Insgesamt ist es höchste Zeit, dass Menschen mit Behinderungen mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt erhalten. Die Entscheidung des Bundesrates ist daher ein Schritt in die richtige Richtung, um Barrieren abzubauen und die Arbeitswelt neu zu gestalten. Für den Anthropoi Bundesverband ist ein inklusiver Arbeitsmarkt eine echte Herzensangelegenheit. Dazu hat der Verband ein entsprechendes » Positionspapier erarbeitet.

 

Mehr Zeit für Patient:innen

zeit nehmenBerlin, den 05. Juni 2023. Kürzere Patienten-Arzt-Kontakte haben möglicherweise negative Auswirkungen auf die Verschreibung angemessener Medikamente. Eine » Querschnittstudie, durchgeführt von Dr. Hannah T. Neprash, einer Fachärztin für Öffentliche Gesundheit an der University of Minnesota in Minneapolis, untersuchte den Zusammenhang zwischen der Dauer der Patient:innenkontakte und der Angemessenheit der verschriebenen Arzneien.

Weltweit unterschiedliche Dauer eines Arztbesuchs

Die Forscher analysierten Daten aus elektronischen Patientenakten von über acht Millionen Arztbesuchen in rund 8100 Allgemeinarztpraxen. Im Durchschnitt dauerte ein Arztbesuch knapp 19 Minuten. Eine internationale » Vergleichsstudie ergab, dass die durchschnittliche Dauer eines Arztbesuchs in Deutschland 7,6 Minuten beträgt. An der Spitze steht Schweden mit einer durchschnittlichen Dauer von 22,5 Minuten, während in Bangladesch die durchschnittliche Sprechzeit nur 48 Sekunden beträgt.

Mehr Zeit = passenderes Medikament

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass längere Patienten-Arzt-Kontakte zu besseren Verschreibungspraktiken führen können. Wenn Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für eine gründliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch mit den Patient:innen haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass angemessene Medikamente verschrieben werden. Dies ist insbesondere bei älteren Patient:innen von Bedeutung, da sie oft anfälliger für Infektionen sind und eine sorgfältige medizinische Betreuung benötigen.
Es ist wichtig, die Dauer der Arztbesuche im Blick zu behalten und sicherzustellen, dass ausreichend Zeit für eine angemessene Behandlung zur Verfügung steht. Eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung erfordert eine umfassende Untersuchung und Beratung, um die bestmöglichen Ergebnisse für die Patient:innen zu erzielen.

Quellen:
Gute Verschreibungspraxis braucht offenbar Zeit“, ÄrzteZeitung 04. Mai 2023