Medizin und Gesundheit

Der Mai macht nicht alles neu, aber es stehen Änderungen in der Pflege an – hier wird eine verpflichtende Pflegezusatzversicherung diskutiert. Zwei interessante Studien möchten wir Ihnen ebenfalls vorstellen und außerdem einen Blick auf die sich abzeichnende verminderte und gezieltere Verschreibung von Antibiotika werfen, die wir sehr positiv sehen.

Die Meldungen

» Natürliche Unterstützung
» Pflege zu stationär gedacht?
» Weniger Antibiotika tun gut

Natürliche Unterstützung

Cranberry - natuerliche HelferBerlin, 03. Mai 2023. Bewegung, Achtsamkeit und gesunde Ernährung sind wichtige Faktoren, um ein gesundes Leben zu führen. Zwei Studien zu ganz unterschiedlichen Indikationen zeigen, dass auch die Natur uns dabei unterstützen kann, unsere Gesundheit zu erhalten. Zum Beispiel bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen: hier kann eine präventive Einnahme von Cranberry-Produkten wie Saft, Tabletten oder Kapseln hilfreich sein. Ein » Cochrane-Review mit 50 Studien mit 8857 Teilnehmerinnen hat dies bestätigt. Die Frage, ob Cranberry-Produkte einer Antibiotika- oder Probiotika-Einnahme überlegen sind, bleibt jedoch offen.

Bei Männern mit Prostatakarzinom kann eine pflanzenbasierte Ernährung dazu beitragen, die Tumorprogression und ein Rezidiv zu verhindern. Das lassen die Ergebnisse der Beobachtungsstudie, deren Ergebnisse Vivian Liu Vivian Liu vom Osher Center for Integrative Health an der Universität San Francisco auf dem „2023 ASCO Genitourinary Cancers Symposium“ vorgestellt hat, vermuten. Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) empfiehlt daher eine pflanzenbasierte Kost mit Lycopin und Antioxidanzien, die das Krebswachstum bremsen können.
Insgesamt zeigt sich, dass gesunde Ernährung und die Kraft der Natur wichtige Bausteine für ein gesundes Leben sind.

 

Pflege zu stationär gedacht?

ambulante PflegeBerlin, den 03. Mai 2023. Immer mehr Menschen in Deutschland sind im Alter auf Pflege angewiesen, und die Kosten dafür steigen stetig an. Eine Möglichkeit, die steigenden Eigenanteile in der stationären Pflege abzudecken, wäre eine verpflichtende Pflegezusatzversicherung. Das zumindest fordert der Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung, Florian Reuther. Eine Finanzierung über steigende Sozialversicherungsbeiträge sei nur schwer umsetzbar, da dies vor allem die jüngeren Generationen belasten würde, die ohnehin schon stark zur Finanzierung der Sozialsysteme herangezogen werden, erläuterte Gesundheitsökonom Jürgen Wasen.

Pflegefinanzierung neu denken

Stattdessen schlagen Expert:innen eine kapitalgedeckte Zusatzversicherung mit Altersrückstellungen vor. Die Versicherungsgebühren sollen dabei altersabhängig gestaffelt sein und zwischen 39 und 52 Euro im Monat liegen. An diesem Vorschlag gibt es viel Kritik: Kassenverbände bemängeln, dass eine kapitalgedeckte Versicherung mit Altersrückstellungen aufgrund der Abhängigkeit vom Kapitalmarkt mit hohen Risiken verbunden sei. Zudem seien private Angebote in erster Linie auf Gewinnerzielung ausgerichtet, was ihre Attraktivität aus Sicht der Versicherten mindere.
Es bleibt abzuwarten, ob sich der Vorschlag einer verpflichtenden Pflegezusatzversicherung durchsetzt. Auch dass die vorgeschlagene Versicherung nur den stationären Bereich, nicht aber den noch größeren ambulanten Bereich berücksichtigt, ist nicht bedacht worden.

Wo bleibt ambulante Pflege?

Auch die Bundesregierung macht sich ihre Gedanken zur Pflege: Am 5. April 2023 beschloss das Bundeskabinett den Entwurf eines Pflegereformgesetzes mit Leistungsverbesserungen und höherem Beitragssatz. Dieser ist jetzt in den Bundestag eingebracht worden. Leider wird auch in diesem Gesetzesentwurf auch zu wenig an die ambulante Pflege gedacht. Glücklicherweise wird eine Nachbesserung gefordert!. Fest steht, dass die steigenden Kosten in der Pflege eine Herausforderung für die Gesellschaft darstellen und eine Lösung dringend geboten ist.

 

Weniger Antibiotika tun gut

weniger AntibiotikaBerlin, den 04. Mai 2023. Antibiotika sind bei schwereren bakteriellen Infektionen ein unverzichtbarer Bestandteil der Therapie. Allerdings ist ihre Wirksamkeit durch die zunehmende Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen gefährdet. In den letzten Jahren wurde daher verstärkt darauf geachtet, den Antibiotikaeinsatz durch gezielten Einsatz zu reduzieren. Besonders wichtig ist dies im ambulanten Bereich: hier sind viele Patient:innen von Infektionen der oberen Atemwege betroffen.

Rückgang der Antibiotika-Verschreibungen

Im Jahr 2014 haben noch rund fünf Millionen Patient:innen mit einer Infektion der oberen Atemwege ein Antibiotikum verschrieben bekommen. Im Jahr 2021 waren es nur noch zwei Millionen Patient:innen bei fast 18,5 Millionen Patient:innen mit der gleichen Diagnose. Neben der strengeren Indikationsstellung ist auch ein Mentalitätswandel in der Bevölkerung zu beobachten. Besonders deutlich wird dies im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin. Dort erhielten im Jahr 2021 nur noch sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen mit einer Infektion der oberen Atemwege ein Antibiotikum.

Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen

Die niedergelassenen Ärzt:innen leisten durch ihre defensivere Verordnung einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen. Ziel ist es, immer so wenig Antibiotika wie möglich, aber dennoch so viel wie nötig zu verordnen. Der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, Dr. Dominik von Stillfried, betont, dass die Entscheidung für die Gabe eines Antibiotikums einer strengen Abwägung des Behandlungsnutzens und möglicher Schäden folgen muss.
Der signifikante Rückgang des Antibiotikaeinsatzes bei Kindern und Jugendlichen spiegelt wider, dass Ärzt:innen und Patient:innen kritischer sind und noch sorgfältiger abwägen.

Quellen:
Ärzte verschreiben weniger Antibiotika“, zeit.de 24. April 2023
März 2023“, Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung, 24. April. 2023